Am 7.8.2014 schrieb ich über „Der Spatz in der Hand – ist die Taube...“ von Hanna-Laura Noack eine vorläufige Rezension bei Neobooks, weil ich das Buch erst an-, aber noch nicht ausgelesen hatte. Das ist inzwischen längst der Fall. Nun also die runderneuerte Version: Ich habe nichts zurückzunehmen, nur zu ergänzen.
Handlung: Ehefrust,
Weiberklatsch, Kölsch und Träume vom Herzflimmern: Alles ist da für
einen leichten, flirrenden, auf keinen Fall ganz ernst zu nehmenden
Sommer-Unterhaltungsroman. Auch wenn der schon im Herbst spielt:
Autorin setzt wegen Abenteuerlust ein Inserat "Protagonist
gesucht" in die Zeitung und findet einen interessanten, aber
etwas dubiosen Franzosen. Wie die zwei Fremden in Köln fremdeln -
köstlich. Der Plot verwickelt sich aber nicht nur durch erotische
Fantasien, sondern auch durch eine Art Krimi um den vertuschten Tod
eines Unfallopfers in einer Kölner Klinik. Spätestens die Auflösung
zeigt an der Hauptfigur den Charakterzug echten Mitgefühls. Sehr
sympathisch.
Figuren: "Heldin"
Eva ist durchaus vielschichtig und keineswegs immer nur nett: ein
bisschen verzogen und verwöhnt, ein bisschen emanzipiert und ein
bisschen ungerecht, aber voller Elan, Witz und Bosheit – aber trotz
allem mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Ihr Ehemann scheint lange
der gutmütige Langweiler zu sein, der dramatrurgisch gebraucht wird.
Evas Freundinnen wirken zunächst nur wie psychologische gelungene
Kontrastmittel, der potenzielle Lover ist bis zur Hälfte des Buches
nicht im Geringsten einzuschätzen. Aber das ist gerade der Reiz, der
die Spannung hoch hält. Deshalb sage ich auch nicht zu viel darüber.
Das Ganze läuft aber auf eine Lektion für die Hauptfigur Eva und
ihren Ehemann hinaus, die – gottlob, in einem Urlaubsroman ist das
wichtig – ein Happy End hat.
Sprache/Duktus: In
beschreibenden Passagen, um das auch mal kritisch anzumerken,
holpert es noch manchmal ein bisschen. Aber umwerfende Dialoge und
Situationskomik haben mich immer wieder eingefangen, vor allem wenn es um den Kölschen Dialekt geht. Konnte oft
schallend lachen - ein großer Gewinn für jede Lektüre.
Struktur: Linear
chronologisch erzählt, also "konventionell" - aber das ist
mir weit lieber als irgend welche schlecht motivierten
dramaturgischen Kringel auf der Glatze. Perspektivwechsel beschränken
sich auf die Interaktion mit Mann, Freund, Freundin A und B;
Nebenfiguren wie Tochter oder Zugehfrau sind ein ziemlich beliebiges
Ventil zum Dampfablassen. Da verliert man nicht den Überblick, und
das will ich am Strand auch nicht. Wer nie mit Klischees gespielt
hat, werfe den ersten Stein.
Zusammenfassend:
Champagner mit Chili: eine tolle Mischung, teils scharf, teils
prickelnd, gottlob nie süßlich, und spannend bis zum Schluss.
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