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Montag, 8. Juli 2013

Avantgarde in 900 Meter Höhe


Die "Kaaba von Glurns"

Puni: Die einzige Whiskybrennerei Italiens

Die einzige Whiskydestille Italiens heißt Puni III und hat ihren Sitz in Glurns am Reschenpass. Der Vinschgauer Sommelier, Bauunternehmer und Künstler Albrecht Ebensperger hat das Unternehmen als nachhaltigen Musterbetrieb in Südtirol gegründet. Schon der ziegelfarbene Bau ist sehr ungewöhnlich: Der Würfel aus gegossenen Betonsteinen ist von der Naturlüftung der Vinschgauer Heustadel inspiriert. Hinter dieser Fassaade sitzt ein moderner Glaskasten, der Büros, die eigentliche Brennerei, Lager und Räume für Verkostung und Verkauf beherbergt. Was da in einem unscheinbaren Gewerbegebiet am Rand von Tirols kleinster Stadtgemeinde entstanden ist, wirkt ebenso futuristisch wie bodenständig und ist auf jeden Fall extrem nachhaltig konzipiert. In enger Zusammenarbeit mit den besten Brennereien Schottlands entstand hier eine Anlage zur Produktion des ersten Single Malt Whiskey auf italienischem Boden. D.h. bisher gibt es nur einen "Babybrand".
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Drei Jahre muss der Brand nämlich lagern, bevor er als Whisky verkauft werden darf. Ein guter Whisky lagert 12 Jahre und verliert durch Verdunstung im Holzfass bis dahin 50 Prozent seiner Masse. Das treibt den Preis in die Höhe, bedeutet aber auch, dass damit kein schnelles Geld zu machen ist. Die Markenbezeichnung PUNI III, kurz und knackig, ist dennoch ein wenig kryptisch. Nur so viel verrät der Inhaber des Familienbetriebs: Drei Jahre Grundreifezeit, drei Söhne, drei Getreidesorten (Weizen, Gerste, Roggen) sind damit gemeint, die dem Edelgetränk als Basis dienen - nicht etwa "Werk III" oder so.
Brennkessel
Die beiden Brennkessel sind Handarbeit aus der letzten Kupferschmiede in Stuttgart, und ähnlich edel geht es in der ganzen Produktionsstätte zu - bis hin zum Endprodukt. Das Getreide kommt aus dem Vinschgau, ebenso wie Sahne für den likörartigen Kaffee-Whisky, der auf dem Programm steht, und natürlich das ausgezeichnete Wasser aus Tiroler Bergquellen oder die Marmelade für einen speziellen Brotaufstrich des Hauses mit Single Malt. Aber auch die Marsala-Fässer zum Lagern stammen aus Italien: eine komplett heimische Produktion wird da aufgebaut.
Sogar im Brennkeller prägt das durchbrochene Ziegelmuster der Fassade die Atmosphäre - dank der Glasdecke. Blitzsauber ist hier alles, einladend in jeder Hinsicht: ein wunderschöner Arbeitsplatz, durch den Ebensperger und Söhne mit berechtigtem Stolz schon jetzt zahlreiche Besuchergruppen führen. Bis die drei Jahre der ersten Lagerstufe um sind, können Sie ohnehin nur brennen und Werbung machen.
Wie durchdacht schon die Architektur ist, zeigen zwei Beispiele: Erstens in der Eingangshalle der segmentierte Blick in die Landschaft. Hier im Foto erscheint fast genau in der Mitte ein "Fenster" mit dem Ausblick auf das Kloster Marienberg. Das ist kein Zufall, sondern Sinn für den Zusammenhang von Alt und Neu,für die Verbindung unterschiedlicher Kulturen und Traditionen in einem Umfeld voller Ästhetik und Lebensgenuss. Hier arbeitet man gern.

Blick aus der Eingangshalle der PUNI-Brennerei: in der Mitte das Kloster Marienberg

Zweitens die Kellergewölbe. Auch sie sind in dem einzigartigen Ziegelmuster der Fassade gehalten. Zentrales Natur-Oberlicht und diskret an den Seiten hinter den Ziegelkarrees verborgene Leuchstoffröhren erzeugen ein warmes, unaufdringliches Licht.
Moderne und traditionelle Elemente verbinden sich in der Architektur der "Kaaba von Glurns" zu immer neuen und stets starken Eindrücken. Ermüdungsfrei ruht das Auge auf liebevoll gestalteten und doch schlichten Details.
Ebenso unaufdringlich und effizient wie die Beleuchtung ist die Belüftung: Der ganze Bau ist voll klimatisiert, sonst müsste es im Sommer stickig heiß sein und im Winter wären die Heizkosten astronomisch. Es müsste nach Maische und Alkohol riechen, nach Gärung und Arbeit - oder wenigstens nach Whisky. Doch nichts davon. Mag sein, der Whiskygeruch kommt noch mit der Reife des Produkts, aber ich vermute, das wird nicht geschehen. Das hier ist kein Labor und keine Kneipe: PUNI III wirkt schon jetzt wie ein Multimedia-Museum mit dem Aroma als vierter Dimension.

Hausherr Albrecht Ebersperger (rechts) bei einer Verkostung

Wirtschaft und Schönheitssinn, Geschichte und Gegenwart, Heimatliebe und Welterfahrung verbinden sich hier zu einer zukunftsweisenden neuen Einheit. Auch wer kein Whiskytrinker ist, sollte dieses Haus besuchen, wenn er in den Vinschgau kommt. Es könnte sein, ja, ich halte es für wahrscheinlich, dass er es inspiriert wieder verlässt.

Eigene Eindrücke und aktuelle Informationen erhalten Sie unter www.PUNI.com

Für die Anreise in die Handwerkszone von Glurns:
PUNI Destillerie GMbH
Am Mühlbach 2
39020 Glurns im Vinschgau (Glorenza, Val Venosta)




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