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Donnerstag, 29. April 2010

SWR-Multimediakunst: Wiegenlieder-Projekt

Im Jahr 2009 kam Dorothea Enderle, Leiterin der SWR2 Musikredaktion, mit einer Idee, die ihr ein Musiker gesteckt hatte - genauer ein Sänger: Warum tun wir als Kulturprogramm nicht etwas für das Singen mit Kindern? Das ist nämlich ganz schön aus der Mode gekommen, vor allem wenn es um deutsche Folklore geht. In diesem Bereich, der schon stark überfremdet und deformiert ist von angelsächsischen Importen (aber auch vom Umtata-Hype der Oberkrainer, Carmen Nebel oder Kastelruther Spatzen & Co.), haben es die Wiegenlieder besonders schwer. Sie sind aber auch besonders schön: Weltliteratur kam da zu Weltmusik. Gesagt getan. Unsere Programmoberen beschlossen, das bei so einem Projekt gar nichts schief gehen kann (o weh, was hätte können, sahen sie nie!). Sie gaben Erlaubnis und Geld zum Arbeiten. Und der Stuttgarter Carus Verlag, der eh schon seit Generationen Noten druckt und zum Beispiel der internationalen Bachakademie verbandelt ist, kam mit ins Boot und holte den Maler, Zeichner und Grafiker Frank Walker dazu.


Der SWR bat Sängerinnen und Sänger um einen Beitrag. Hier Julian Pregardién der Vernissage am 22. April, mit Christine Busch, Violine und Götz Payer, der ihn auch im Studio begleitet hat). Sie sangen - und entdeckten - ohne Honorar, nur für die SWR-Aktion "Herzenssache - ein Herz für Kinder" die schönsten deutschen Wiegenlieder neu.  SWR2-Kollegen organisierten zum Start eine große Gala im Stuttgarter Opernhaus, ausverkauft, versteht sich. Dann folgten professionelle Studioaufnahmen, und der Carus-Verlag begann gleichzeitig mit der CD-Produktion ein Buch herauzszugeben mit Noten und Texten der Wiegenlieder.


Auf dem Gruppenbild haben sich verewigt: links Johannes Graulich, Leiter des Carus Verlags, rechts neben ihm der Maler Frank Walka und die Musiker Christine Busch, Götz Payer sitzend und ganz rechts Julian Pregardién. Hinter dem Klavier hat sich noch ein stolzer Hörfunkdirektor Bernhard Hermann ins Erinnerungsbild gemogelt. Musik, Liedtexte und Bilder haben sich hier zusammengetan und ein Multimedia-Gesamtzkunstwerk geschaffen. Nein, sie ergeben zusammen eins, und Menschen haben es geschaffen. Das war bei der Vernissage besonders spürbar. Die Ausstellung im Heinrich-Strobel-Haus des SWR Baden-Baden ist noch bis zum  26. Juni zu sehen, Buch und CD gibt´s hoffentlich noch lange zu kaufen.

Jetzt, wo die CD und das Buch mit Noten und Liedtexten bereits ein Erfolg sind, war auch Zeit für eine Ausstellung. Frank Walkas Bilder: Illustrationen für dieses Buch (und natürlich auch der CD-Cover), aber auch andere Arbeiten, denn der Stuttgarter hat ja nicht Däumchen gedreht und gewartet, bis ihn einer fragte, ob er vielleicht für die WIEGENLIEDER was machen würde. "Der Mond ist aufgegangen" von Matthias Claudius und in über 70 Vertonungen, u.a. von  Franz Schubert - das haben wir zum Schluss tatsächlich gemeinsam gesungen, obwohl draußen noch die Sonne schien. Und keiner hat sich geschämt, denn: ist wirklich "ein schöner Lied".

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