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Samstag, 3. November 2007

Klein, aber fein: Liechtenstein

Meine erste PEN-Tagung in Vaduz

Am 27. Oktober hatte der PEN-Club Liechtenstein seine Herbstsitzung in dem Liechtensteiner Dorf Schaan. Vom kleinen Hotel Dux aus waren die schönen Berge der Umgebung wegen Nebel erst am nächsten Tag bei der Abreise zu sehen: Schön wär´s gewesen. Ein Gruppenbild des Kollegen Henning Karl Freiherr von Vogelsang aus dem Inneren sollte als Illustration aushelfen, aber seine tolle Digitalkamera hat wohl zu viele Pixel und die Bilddatei war o groß, dass es Probleme gab: Also Blindflug. Die Anreise nach Liechtenstein aus Deutschland über die Autobahn Ulm-Kempten Richtung Bregenz ist unkompliziert, aber man muss auch für 24 Stunden eine 10-Tages-Vignette fürs Auto kaufen (7 €). Um nicht auch noch Schweizer Autobahnen für die restlichen paar Kilometer zu benutzen, fuhr ich bis Feldkirch und dann über die Landstraße.
Schaan ist nur wenige km vor Vaduz und das Hotel gut ausgeschildert.
Da waren dann die Autoren beisammen: Außer mit und dem Freiherrn der Präsident Manfred Schlapp, der Österreicher Karl Lubomirski aus Mailand, aus Zürich Andrea Willi und der Hells-Angels-Anwalt Valentin Landmann (er sprach am nächsten Morgen im Vaduzer "Schlössle" über sein Buch "Verbrechen als Markt" - hoch interessant), der Züricher Essayist Iso Camartin, der Liechtensteiner Kabarettist Mathias Ospelt und Ehrenpräsident Paul Flora. Ein überschaubares Grüppchen, und als Gast die in Rom lebende Heinrich-Ellermann-Stipendiatin Christine Koschel. Sie las ein Gedicht vor, das von ihrem Liechtenstein-Aufenthalt inspiriert ist, mit der schönen Schlusszeile "Du stehst in dir, Heimkehrer aus dem Exil". Dann erzählte sie von ihren Eindrücken bei der Lektüre der einheimischen Zeitungen, und schon waren wir mitten in einem zweistündigen, gepflegten Stammtischgespräch über Medien, Sprachverschluderung, Risiken und Möglichkeiten des Internet etc. Beim Abendessen konnte man das fortsetzen.
Am, nächsten Morgen kam tatsächlich nach dem Frühstück die Sonne durch, aber es blieb nach dem Frühstück und einem angeregten Gespräch im kleinen Kreis keine Zeit für die Bewunderung der Landschaft. Denn im nahen Vaduz sprach Valentin Landmann, Sohn der legendären Salcia Landmann ("Der jüdische Witz"), die vor 30 Jahren zu den Gründungsmitgliedern des PEN-Clubs Liechtenstein gehörte. Spannend wars, und viel zu kurz. Valentin ist ein freundlicher Hüne mit Jeans und Lederjacke, am breiten Gürtel trägt er eine Totenkopf-Kette als Symbol der Rockergruppe, der er auch selbst als friedliebender Jurist angehört. Erhellend: Sein Vergleich des Denkens von uns "Normalbürgern" mit dem Denken der Unter- und Halbweltler, die er so oft vor Gericht vertritt: Es ist das gleiche Gewinnstreben, die gleiche Durchsetzungsfähigkeit wie in den Chefetagen der globalen Wirtschaft, und erst juristische Fehlleistungen machen daraus oft ein kriminelles Milieu und einen Markt, der nicht sein müsste. Mittags löste sich schon wieder alles in Wohlgefallen auf und ich fuhr durch herbstbunte Wälder in relativem Schneckentempo heim zu meiner Frau und den Katzen.

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