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Mittwoch, 29. August 2007

Bergwanderung mit Gustav Mahler

Zubin Mehta und das Israel Philharmonic Orchestra in Stuttgart

Ein indischer Jude, der Gustav Mahler liebt, und das Israel Philharmonic Orchestra aus Tel Aviv in der Stuttgarter Liederhalle: Das gibt es kaum je zusammen, eben nur nur beim Europäischen Musikfest der Internationalen Bachakademie, das am 26. August 2007 mit Mahlers 7. Sinfonie eröffnet wurde. Ein Dirigent, den man einmal erlebt haben sollte, und ein Orchester, das man auch einmal mit Beethoven oder Mozart hören möchte, das war schon etwas Besonderes.

Mahlers 7. Sinfonie, bekanntlich erst nach langen gedankenverlorenen Spaziergängen in den Dolomiten gedanklich gereift, ist keine leichte Kost. Diese Musik hat schon die von manchen Klassik-Freunden gefürchtete Zwiebelschalen-Melodik oder "Schichtenpolyphonie" eines Komponisten an sich, der nicht nur das Gefällige sucht und wie der späte Verdi oder Wagner schon an der Grenze zur Auflösung der herkömmlichen Harmonie gearbeitet hat. Doch wer sich auf Musik, Orchester und Dirigent einließ, konnte auch einfach genießen: so viel Schönheit, so viel Ironie, so viel kreativer Witz ballt sich in dieser Sinfonie. Das Publikum jedenfalls war begeistert, auch von Mehtas Art zu dirigieren, und dem sensiblen Orchester. Kritiker meinten teilweise fehlende Präzision bemängeln zu müssen; für mich war das unterhalb der doch halbwegs geschulten Hörschwelle.
Eine Anekdote am Rande: Helmuth Rilling erzählte bei seiner Begrüßung des Orchesters von seinem ersten gemeinsamen Auftritt in Tel Aviv vor 30 Jahren. Damals war das Gastspiel des Stuttgarters mit der Gächinger Kantorei eine heikle diplomatische Mission. Rilling ließ den Chor zu Beginn des Konzerts, bei dem wegen der Anwesenheit der Ministerpräsidentin Golda Meir die Nationalhymne Israels gespielt wurde, die Hymne in hebräischer Sprache singen. Das, so Rilling noch heute sichtlich bewegt, sei einer der unvergesslichen Höhepunkte seiner musikalischen Laufbahn gewesen - der Durchbruch zu einer über 30jährigen Freundschaft. Einige der Musiker aus dem Israel Philharmonic Orchestra von damals waren noch dabei und reagierten erkennbar gerührt.

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