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Freitag, 6. September 2013

Igor Levit in Stuttgart: eine magische linke Hand

Igor Levit am 04.09.2013 bei seinem Klavierabend in der Stuttgarter Liederhalle: eine leuchtende linke Hand! Johann Sebastian Bachs "Chaconne" aus der Partita d-Moll für Violine solo - bearbeitet für die linke Hand von Johannes Brahms ist eine Herausforderung, die nur wenige Pianisten bestehen. Der Deutschrusse oder Russlanddeutsche tut´s mit Bravour. Er ist trotz seiner Jugend schon ein großer Meister mit unglaublicher Technik und sehr viel interpretatorischem Gefühl. Bei diesem Stück spielt er auch nur Klavier und verzichtete darauf, zusätzlich Theater zu spielen wie bei Beethovens Klaviersonate Nr. 17 d-Moll oder den Stücken aus den "Pilgerjahren" und den "Petrarca-Sonetten" Franz Liszt: Kein Grimassieren, kein gewollt diabolisches Augenrollen, Gehacke mit den Fingern, Händezittern und Gefletsche mit den Zähnen, kein unpassender Versuch, ins Klavier hineinzukriechen (sieht aus, als sei er extrem kurzsichtig, kommt gar nicht gut rüber). Am besten, man schließt die Augen, lehnt sich zurück und gibt sich ganz dieser wunderbaren Musik hin. 
Hinterher übrigens, beim Signieren seiner Beethoven-CD, erwies sich Levit als ganz normaler, freundlicher, netter junger Mann ohne Allüren oder Sperenzchen. Er ging auf jeden Wunsch des Publikums ein, war offen, plauderte locker und hatte sichtlich Spaß am Kontakt mit den Fans. So würde man sich alle wünschen, die hier spielen. Aber es werden ja auch mehr und mehr. Und vielleicht spielt er eines Tages nur noch Klavier. Nicht auszudenken- da könnte ein neuer Alfred Brendel heranwachsen... Das Musikfest Stuttgart hatte einma mehr ein Highlight. Die Menschen sind dankbar dafür und zeigen das auch mit lang anhaltendem Applaus, Bravorufen und Standing Ovations. Ein Ärgernis sind nur manche Leute im Saal, da können Künstler und Veranstalter nichts für: vor allem junge Frauen, die permanent an ihren Wasserflaschen nuckeln ("Nachbarin, Euer Fläschchen...") und manchmal den Verschluss klappernd fallen lassen, oder andere, die auch während des Konzerts fortwährend mit ihrem Smartphone spielen müssen.
Das ist schrecklich, unhöflich und lästig und sollte auch ruhig mal zum Platzverweis führen. Solche Unsitten sind zwar noch nicht so schlimm wie in manchen Opernlogen vor 200 Jahren, wo während der Darbietungen ziemlich ungeniert und laut getafelt oder auch gevögelt wurde, aber auf dem besten Weg da hin. Musik kann ja durchaus erotsierend sein, aber Klappern, Tippsen und Gluckern ist´s nicht.





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