Seiten

Freitag, 20. September 2013

30 Jahre Stuttgarter Schriftstellerhaus

Stadtbibliothek Stuttgart am Mailänder Platz
So romantisch auch die Umgebung der Stadtbibliothek Stuttgart am Mailänder Platz: Dies ist nicht das Schriftstellerhaus. Aber hier wurde am 19. September der 30. Geburtstag dieser Einrichtung gefeiert.
Nach verkehrsbedingt teilweise chaotischer Anreise auswärtige Autoren, die so unvorsichtig gewesen waren, mit der Bahn zu kommen , wurde es doch ein sehr schönes Fest für die Literatur in Stuttgart - und für die Stuttgarter Literatur. Denn zu den Gründungsmitgliedern des Schriftstellerhauses gehörte Helmut Pfisterer, aus dessen Nachlass aus diesem Anlass das hübsche Büchlein "Der Pascha sitzt in seinem Ausguck und schaut ein Plätzchen" vorgestellt wurde (edition kanalstrasse 4).
Nach einer Begrüßung mit historischem Rückblick durch Irene Ferchel, die Vorsitzende des Vereins, und einem launigen Porträt des 2010 verstorbenen Dichters, Physikers und Philosophen Pfisterer durch den Verleger Titus Häussermann vom Silberburg Verlag ging´s zur Sache.
Halt, eh ich´s vergesse: Musik wäre hier normalerweise eine Frage der Verdrängung gewesen, aber nicht so bei der Geigerin Katharina Widmer und dem Akkordeonisten Frank Eisele. Denn die waren mit Helmut ein halbes Leben lang nachhaltig befreundet und haben mit ihren fidelen Kreuzungen aus Klezmer, Zigeunermusik und Tango viele seiner Lesungen begleitet. Bach-Kantaten, Hochzeitsmärsche und Chöre wie von der Kirche gegenüber wären im unpassend erschienen. Die zwei also gaben einen gehörigen Rahmen, ließen dem Buch hier Platz und werden dafür geliebt.
Gilbert Fels (links) und Signe Selleke

Die Herausgeber Signe Selleke und Gilbert Fels, beide wie der bescheidene Autor dieser Zeilen mit Helmut Pfisterer befreundet, lasen aus dem Buch, das die Mitglieder des Vereins "Stuttgarter Schriftstelkerhaus" als Jahresgabe 2013 erhalten. D.h. sie lasen nicht bloß, sie trugen kongenial etwas vor, das nun wirklich sehr der Art und Weise entsprach, wie Helmut die Welt sah und beschrieb. In den letzten Jahren vor seinem Tod tat er das mit Vorliebe vom Balkönchen aus, wo er einen Blick auf den belebten Pauluskirchplatz hatte: Loge, Meckereck, Ausguck, Mastkorb, aber nie Maulkorb für den alten Bruddler von Graden, der das Träumen nie lassen konnte. Selbstironisch, sprachverliebt, sehnsüchtig nach Leben bis auf den Tod, das war er. Und die beiden Lyriker, die sein Buch herausgegegen haben, taten unserem Freund Helmut Pfisterer eine Ehre an damit, wie sie´s taten. Und verzeiht bitte die hässlichen Fotos. Sie sind wie das Leben heute: hektisch und hässlich. Helmut war nicht so, und auch sein Buch ist es nicht.






























Keine Kommentare: