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Sonntag, 4. September 2011

Kunststück: Frieder Burda wird 75 und zieht Bilanz

Der Kunstsammler Frieder Burda wurde im Mai 75 Jahre alt und zeigte in seinem Baden-Badener Museum mit der Ausstellung "Lebenslinien" eine Bilanz seines eindrucksvollen Werkes.

Von einem Bild des Italieners Lucio Fontana (Rot mit Schnitt durch die Leinwand), das ganz am Anfang seiner Sammlertätigkeit stammt, bis zu den neuesten Arbeiten eines Neo Rauch, reicht das Spektrum. Und wenn er einen "roten Faden" darin benennen soll, spricht der von der Liebe zu Farben und den Expressionisten, die ihn von Kindheit an begleitet haben.

Das Expressive kann konkret und abstrakt daherkommen, figürlich oder geometrisch, naturalistisch oder surrealistisch: Bei Burda gibt es interessante Gemeinsamkeiten zu beobachten zwischen ganz unterschiedlichen Künstlern wie Pablo Picasso oder Paul Klee. Nur wenig Schwarzweiß. Fast immer dominieren kräftige, sinnliche Farben in den Werken, die er kauft.

Der Sohn der Verlegerin, der keine Zeitschriften machen wollte und ganz eigene Wege ging, hat mit dem Museum Frieder Burda in Baden-Baden sein Erbe in einer Weise angelegt, die moderne Kunst der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Kuratorin ist seit einiger Zeit (und auch bei dieser Ausstellung) Burdas Tochter Patricia Kamp. Sie hat Kunstgeschichte studiert und macht das ganz professionell. Aber sie versieht ihne Arbeit an den Schätzen ihres Vaters auf natürliche Weise mit dem Charme der Tochter, die genau weiß, was dem Sammler wichtig ist.

Iht Fachwissen hilft beim Einordnen von Rang und historischem Kontext der ausgestellten Bilder, aber die knappe Beschriftung lässt Raum für eigene Gedanken und wirkt nicht aufdringlich. Wer mehr wissen möchte, als da an den Wänden hängt, kann zu dem opulenten Katalog greifen, der zur Ausstellung erschienen ist.

Kunst soll auch nach Ansicht des Mäzens und seiner Tochter für sich sprechen, unmittelbar und nicht "verkopft" wirken. Das Museum Frieder Burda dient diesem Zweck auf unaufdringliche, aber sehr effiziente Weise. Die Eintrittspreise sind moderat, und die Architektur des Hauses mit großen Skulpturen im Umfeld des Kurparks an der Lichtentaler Allee reizt zum Schauen und Verweilen. Zusammen mit der benachbarten Staatlichen Kunsthalle und deren Cafetería bildet die Anlage eine Kulturmeile von höchstem Anspruch, an der nicht zufällig auch das Theater liegt und Konzerte in Brenners Parkhotel an manchem lauen Sommerabend über die Oos klingen, wenn alle Fenster geöffnet sind.

Sogar die jugendlichen Surfbrettfahrer und Flaneure im Park verweilen gern, selbst wenn sie nicht die Ausstelungen im Inneren besuchen. So niedrig ist die Schwelle zur Kunst in Baden-Baden.

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