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Sonntag, 19. Juni 2011

Highlights: Die Brandenburgischen Konzerte im Ludwigsburger Schloss



Die "Six Concerts avec plusieurs instruments" von Johann Sebastian Bach, die der Komponist 1721 dem Markgrafen von Brandenburg widmete, sind schon eine besondere Sammlung von Konzerten. Wenn sie in einem Barockschloss gespielt werden, trifft das erst recht zu. Und wenn alle sechs an einem Abend zu hören sind, ist das eine absolute Seltenheit. Vielleicht lag es an der Nähe der Internationalen Bachakademie in Stuttgart, jedenfalls war der Ordenssaal des Ludwigsburger Residenzschlosses am 18. Juni rappelvoll. Und das Publikum hielt die Aufmerksamkeit ebenso volle drei Stunden durch wie erlesenen Solisten des umwerfenden Festspielorchesters ihr Niveau.
Es war ein Fest für die Ohren. Ohne Dirigenten, aber unter der Leitung des Barockgeigers Rüdiger Lotter spielten die Musiker einfach den Regensturm draußen nieder: eine unglaubliche Olga Watts am Cembalo erinnerte daran, dass der Virtuose Bach diesen Teil der Partitur eigentlich für sich selbst geschrieben hat. Laura Vukobratovic und Hanns-Peter Westermann spielten einen Dialog von Trompete und Oboe, wie ich ihn souveräner und zugleich intimer noch nie gehört habe. Stefan Temmingh und Simone Nill an den Blockflöten boten die hohe Schule dieses Instruments, und Michael Schmidt-Casdorff tat es ihnen an der Querflöte gleich.

Es wäre aber nicht fair, die Geigen, Bratschen, die sensiblen, vielseitigen Celli und den unglaublich vollen Bass an den Rand zu drängen. Sie waren in wechselnden Besetzungen jederzeit ebenso präsent wie die Solisten. Wie überhaupt das Ganze ein Stelldichein der Solisten war: wie in einer Jam-Session gaben sie die Staffette der Soli untereinander weiter, in Rhythmus und Ausdruck einer Jazz-Formation ähnlich. Der "Beat" kam hauptsächlich durch die rhythmisch eingesetzten Bässe zum Tragen; aber schon die Partitur ist so "fetzig", dass ich nicht übel Lust hätte, sie mal mit einem guten Schlagzeug zu unterlegen. Das stand Bach noch nicht zur Verfügung, aber er hatte es im Blut, das war hier besonders gut zu hören.

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