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Montag, 27. Oktober 2008

Wieder mal Liechtenstein

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben - immer wieder. Schon voriges Jahr tagte der PEN im Hotel Dux (lateinisch "Führer", ähäm), aber ich kam bei einem Spaziergang mit Freunden nicht aus dem Wald. So blieb mir die nähere Umgebung verborgen. Dabei hat auch die einigen Erkenntniswert. So etwa liegt in Liechtenstein (Schaan, Ortsteil Dux) die "Hans Raab Stiftung Unternehmensethik". Schön gell?
Der Stifter ist ein deutscher Steuerflüchtling, der seine unternehmerischen Qualitäten jetzt ins Fürstentum verlegt hat. Sein neuester Hit und angeblich ein Milliardengeschäft: eine Fischzucht mit der genetischen Neuheit "Mäander", einer patentierten Kreuzung aus Wels und was weiß ich. Man kann sogar Würstchen draus machen. Der Hunger in der Welt ist besiegt - jedenfalls in der Familie Hans Raab.

Bei einem Spaziergang am frühen Morgen, wenn die Sonne scheint und die Welt noch in Ordnung ist, zeigt sich auch dieses Villenviertel (seit 1930) im Steuerparadies von seiner besten Seite. Im Hotel gibts auch selbst gemachtes Quittengelee zum Früstück und selbst gebackenen Kuchen zuk Kaffee. Leider ist die Küsche seit einiger Zeit geschlossen. In der Umgebung müssen immer mehr Weinberge, Weiden, Obstbäume und alte Eichen Neubauten weichen. Aber die Nähe zur Natur bleibt der freundlichen Frau Thöni erhalten. Sie leidet aber unter dem Wandel.


Da gibt es freilich nicht nur Schönes, sondern auch exquisite architektonische Abscheulichkeiten zu bewundern, gegen die der Führerbunker auf dem Hohensalzberg eine Idylle ist. Dass sich manche der wohlhabenden und manchmal auch reichen Besitzer regelrecht einmauern, ist ihr Problem und nicht meins (ich wäre für mehr Freiheit für mein Haus). Aber was manche dem Blick auf die immerhin selbst gewählte und teuer mit bezahlte Alpenkulisse dann zumuten, ist mir sogar dann zu schade, wenn ich bedenke, dass man digitale Filme nicht mehr kaufen muss. Beleidiguingen des Auges soll es in meinem Blog nicht geben, dazu ist mir auch die Zeit zu schade.


Ahnen kann man allerdings einiges auf diesem Bild. Von der durch Hundertwasser und Dalí inspirierten Villa bis hin zu kubistischen Betonmonstern gibt´s hier alles, was Geld kostet. An vielen Türklingeln sind keine Namensschilder: die da drin haben gewisslich genug zu verbergen, nicht nur ihren Kontostand.
Bei der Ville Stein-Egerta (im Übrigen architektonisch wertvoll und eine Stätte der Erwachsenenbildung, mit Skulpturengarten für die vom Fürsten angekauften Bildhauerarbeiten, die sonst keine haben will) fand ich immerhin ein tolles Schild am Gartentor: "Hunde und Kinder füttern verboten!"Na bitte, ich hatte es ja geahnt: Der deutsche Verbotsschilder-Wahn ist noch zu toppen.

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